Das Reisethema

Reisethema – Das Hessische Bergland II

Hier sind Rotkäppchens
Geschwister zuhause

Im Südosten des Hessischen Berglands finden Sie eine weitere Ferienlandschaft: das Schwalm-Knüll-Gebiet. Dort gibt man sich besonders viel Mühe um das Hessische Brauchtum, auch um die einheimischen Trachten.

Die Schwalm, das Flüsschen, mündet in die Eder und fliesst auf diese Weise dann auch in die Fulda. Das Knüllgebirge - mit dem 634 Meter hohen Knüll-Köpfchen - erhebt sich südöstlich von dem kleinen Fluss. Hier war schon immer ein Kerngebiet hessischen Brauchtums. Und hier versucht man nach wie vor, dieses Brauchtum zu erhalten.

Die farbenprächtigen Schwälmer Trachten sehen Sie nicht nur bei Brauchtumsfesten oder touristischen Festtagen. Die können Sie - zum Beispiel in der Gegend von Schwalmstadt oder Schrecksbach - auch am Sonntag beim Gottesdienst sehen. Und da fühlen Sie sich dann wie ins Märchenbuch der Brüder Grimm versetzt, denn Sie erblicken lauter Rotkäppchen. Die Brüder Grimm haben sich tatsächlich hier orientiert, als sie ihr Märchen zu Papier brachten.

Allerdings gibt es die Käppchen, die von den Frauen und Mädchen getragen werden, nicht nur rot, sondern auch grün, violett oder schwarz. Ein kurzer Rock gehört dazu (allerdings tragen die Frauen manchmal bis zu 15 Röcke übereinander), auch weisse Strümpfe, eine Leinenbluse und ein farbiges Tuch.

Doch die Schwalmer Damen beschränken sich keineswegs auf eine einzige Tracht. Für jeden Anlass haben sie eine Variation zu bieten. Es gibt Fachleute, die die Schwälmer Trachten für die malerischsten in ganz Deutschland halten. Darüber lässt sich streiten, aber im Museum von Schwalmstadt können Sie sich selbst ein Urteil bilden.

Auch Tierfreunde finden viel Interessantes in dieser Gegend. Im Knüllwald gibt es nämlich, nicht weit von der Stadt Homberg, ein Gehege für Rot-, Dam-, Reh- und Muffelwild. In Einzelgattern werden auch Wisente und Wildpferde, Schwarzwild und Zwergziegen gezeigt. Sogar allerlei Kleintiere und Vögel werden hier gehalten.

Und dann etwas Interessantes für die kunsthandwerklich Interessierten: Es gibt hier das Dorf Willingshausen, in dem seit dem frühen 19. Jahrhundert eine Künstlerkolonie besteht, zu der vor allem Maler gehörten. Namhafte Leute waren darunter, so auch Ludwig Emil Grimm, der jüngste Bruder der Märchensammler. Die Tradition hat sich bis heute erhalten. Dazu gehört es, dass man Feriengästen allerlei Kurse anbietet -in Trachten-, Landschafts- und Ornamentmalerei, aber auch im Sticken, Spinnen und Töpfern.

Schliesslich ist da noch der Kellerwald. "Keller" hiessen frühen die Talsohlen, in denen Quellen sprudelten. Von denen gibt es im Kellerwald noch heute sehr viele. Manche sind weit über die Grenzen Hessens bekannt, weil man sie in Flaschen füllt und verkauft. Dazu gehört beispielsweise der "Löwensprudel" aus Zwesten.

Noch viel Urtümliches können Sie im Hessischen Bergland erleben - und erwandern. Sehr hübch ist es wenn Sie - beispielweise im Gilsatal - miterleben, wie dort die Backfrauen nach uraltem Brauch ihr Bauernbrot backen. Tradition wird im Hessischen Bergland eben sehr gepflegt. Das gilt fürs Brotbacken wie für historische Architektur.


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