Das Reisethema

Reisethema – Sauerland II

Viel mehr als tausend Berge

Die Zahl der Wandermöglichkeiten und auch der Wanderwege ist im Sauerland schier grenzenlos - allein im Hochsauerland gibt es mehr als 5000 Kilometer Wanderpfade.

Neuerdings wandert man häufig auch mit dem Fahrrad. Die Fremdenverkehrswerbung spricht gern vom "Land der tausend Berge", aber da ist sie - was ganz gewiss nicht häufig ist - viel zu bescheiden. Denn man hat im Sauerland über 1700 Gipfel gezählt, die diesen Namen verdienen und mehr als 300 Meter aufragen.

Die Wasserläufe hat noch keiner gezählt, aber es sind bestimmt nicht weniger. Dieses Wasser wurde schon früh genutzt; der Industrie-Historiker Wilhelm Claus meint, in keinem Landstrich der ganzen Welt hätten sich seit dem 14. Jahrhundert nachweislich auch nur annähernd so viele Wasserräder gedreht wie in den Hammerwerken und Schleifkotten, Drahtrollen und Mahlmülen des westlichen Sauerlands. So entstand dort früh eine weithin bekannte eisenverarbeitende Industrie. Das Wasser trieb die Hämmer an, der Wald lieferte Holz zur Verhüttung von Erz. Mehr als 1 300 Verarbeitungsstätten der Eisenindustrie wurden bisher aufgespürt.

Die fertigen Produkte sieht man in den Museen: Waffeleisen, Ofenplatten, Kettenhemden, Uniformknöpfe, Kaffeemühlen, Schippen und Schaufeln. Die Herstellung des Drahtes war sorgfältig eingeteilt: den groben lieferte Lüdenscheid, den mittleren Altena, den feinen, aus dem die schicken Kettenhemden der Ritter gefertigt wurden, Iserlohn.

In Hagen, der grössten Stadt im Sauerland, wurde ein Freilichtmuseums Technischer Kulturdenkmale eingerichtet. Aus historischen Werkstätten und Bauernhäusern hat man einen Museumspark aufgebaut. Eisenhämmer dröhnen, Wasserräder poltern, Sägemühlen surren - Ohr und Auge erleben eindrucksvoll, wie in vergangenen Jahrhunderten gearbeitet wurde.

Mehr als 70 historische Werkstätten von alten Handwerksbetrieben bis zu den Anfängen des Industriezeitalters wurden zusammengetragen: alles echt, wenn auch nicht alles sauerländisch. Kettenschmiede, Hammerwerke, Messinggiesserei, Kupferzeche - so etwas gibt es in keinem anderen Freilichtmuseum. Die meisten Maschinen werden in regelmässigen Abständen in Betrieb gesetzt.

Im Handwerkerdorf gibt es Löffel- und Holzschuhschnitzer, Stellmacher, Seiler, Bäcker und Brauer, Blaufärber und Lohgerber. An der Bäckerei kann kaum einer vorbeigehen, ohne eines der duftenden Roggenbrote, frisch aus dem Steinofen, zu kaufen. Der grosse Dorfplatz ist die Kulisse für Musikkapellen, Gesangsvereine, Tanz- und Trachtengruppen.

Noch ein Wort zum Wintersport?

Die Höhe der Berge macht das Hochsauerland zum grössten Wintersportgebiet West- und Norddeutschlands. Die Zeiten, als man den Gästen ausser Schnee nur einen Grog anbieten konnte, sind längst vorbei. Der Skizirkus des Hochsauerlandes hat nahezu alpine Grössenordnung: fast 100 Lifte, 800 Kilometer maschinell gespurte Loipen, Flutlichtanlagen, Skischulen, Rodelhänge, Sprungschanzen. Auch das Après-Ski wird immer schicker. Doch man braucht keinen Modezirkus mitzumachen: Erlaubt ist, was warm hält.


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