Das Reisethema

Geschichte in Geschichten:
Londons königlich-krimineller Tower II

von Rolf Lohberg

Eine Geschichte feinsinniger Morde

Im zweiten Kapitel des Tower-Krimi wird weitergebaut. Heinrich III. errichtete den Hauptteil der inneren Mauer, die sich um den White Tower herumzieht, und ein Stück der äusseren Mauer entlang der Themse. Eduard I., sein Nachfolger, komplettierte den doppelten Mauerring mit seinen vielen Türmen.

Inzwischen stand auch schon der düstere Palast, der über Jahrhunderte hinweg den englischen Königen als Wohnung diente. Bis der wildgewordene Puritaner Oliver Cromwell ihn ums Jahr 1650 aus purem Hass aufs Königtum in Grund und Boden stampfte. Nachdem er zuvor König Karl I. geköpft hatte, versteht sich.

Aber so weit sind wir ja noch gar nicht. Zurückblättern ins 14. Jahrhundert, zu Eduard I.!

Jetzt, im dritten Kapitel, wird erst einmal eingesperrt. Denn die englischen Könige hatten erkannt, ein wie passendes Gefängnis die Türmchen ihrer Wohnung waren. Eduard I. sperrte Sir William Wallace an, Eduard III. König Johann von Frankreich und David II. von Schottland, Heinrich IV. König James I. von Schottland und Heinrich V. den Herzog von Orleans.

Aber Einsperren macht auf die Dauer ja keinen grossen Spass. Umbringen ist viel lustiger, es ist per Saldo auch billiger. Und damit kommen wir zum vierten Kapitel.

Die ersten Morde waren wirklich originell - und auch lehrreich (später verflachten sie zum kunstlosen Köpfen). Ausserdem verschafften sie den einzelnen Türmen der Burg eine gewisse Reputation, die sie heute - als architektonische Versager - aus Werbegründen durchaus brauchen können.

Eduard IV. brachte im Wagefield Tower Heinrich den Sechsten um und ersäufte dann den eigenen Bruder im Bowyer Tower in einem Fass Malvasier - ein geradezu exemplarisches Beispiel für die Gefährlichkeit des Alkohols. Und Richard III. erstickte im Bloody Tower seine beiden kleinen Neffen unter Kissen - nachzulsen bei Mr. William Shakespeare.

>> Londons königlich-krimineller Tower III


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