Das Reisethema

Reisethema – Im Chiemgau I

Heiterkeit und stille Grösse

Deutschlands südöstlichste Ecke hat den Zauber des Romantisch-Grossartigen, auch des Märchenhaften.

Da liegt der Chiemgau mit seinen Almen, Bauernhöfen und Wildwasserfällen, den behäbigen, wohlhabenden Dörfern und mittelalterlichen Städtchen. Seen hat der Chiemgau freilich auch, darunter Bayerns grössten: den Chiemsee. Der bringt über 80 Quadratkilometer Wasserfläche. Wenn Sie drumherumwandern wollen, sind Sie 70 Kilometer unterwegs.

Doch diese Grösse hat ihm durchaus Heiterkeit belassen, auch Idylle. Nur manchmal ist er launisch; dann produziert er beachtliche Wellen. Fast überall am Chiemsee können Sie Wassersport treiben - nur nicht mit dem Motorboot. Das mag man dort nicht; es ist vor allem ein See der Segler und der Surfer.

Erfreulich zum Baden ist, dass der Chiemsee recht warm wird. Auch die Landschaft ringsum profitiert von dieser Zentralheizung. Hier wächst allerlei, das es anderswo im Voralpengebiet nicht gibt. Die Strände? Feiner Kies, hier und da auch Sand.

Auch zwei Inseln hat er - Herren- und Frauenchiemsee. Schon im 8. Jahrhundert sagte man, einfacher, Frauen-und Herreninsel. Auf der einen hatten Benediktinerinnen ein Kloster, auf der anderen wohnten Augustiner-Chorherren.

Auf der Fraueninsel ist das wehrhaft gebaute, kriegsstarke Münster sehenswert - auf der Herreninsel ein Prunkschloss. Das baute König Ludwig II., der sich auch anderswo verdienstvoll um Bayerns Touristenattraktionen bemüht hat. Während er aber die meisten seiner Bauwerke einigermassen fertigkriegte, erlag er hier der Grösse seiner Phantasie. Er wollte etwas bauen, das schöner und prachtvoller als Versailles werden sollte. So ganz gelang es ihm nicht, obwohl er Millionen hineinsteckte.

Der grösste Raum des Schlosses ist die Spiegelgalerie, 77 Meter lang - so breit ist kein Fussballfeld. Drin sehen Sie 32 vergoldete Kandelaber und 33 Kristallüster. Da hätten mehr als tausend Wachskerzen brennen können.

Der Chiemsee ist nicht der einzige im Chiemgau. Insgesamt gibt es da, wenn wir recht gezählt haben, über 20 Seen - winzige bis grössere, oft nur durch schmale Landbrücken getrennt. Einige der Flüsschen -beispielsweise die Alz - verbinden etliche dieser Seen untereinander; das hängt wassertechnisch alles irgendwie zusammen.

Die Landschaft drumherum hat, wir sagten es schon, nichts Heroisches an sich. Sie ist lieblich und heiter: sanfte Hügel, grüne Wälder, verträumte Moore. "Filze" nennt man sie hier. Sie sehen, gross und einsam, ein bisschen nach Tundra aus.

Am Rand des Chiemgaus stehen einige steilere Buckel - Kampenwand, Hochgern, Hochfelln, Rauschberg, Sonntagshorn. Keine trutzigen Dreitausender, sondern noch gutnachbarlich und zum Anfassen. Man muss nicht einmal hinaufsteigen, wenn man nicht mag. Schliesslich gibt es viele Bergbahnen.


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