Das Reisethema

Reisethema – Bodensee I

Wie ein grosser Garten Gottes

Den Bodensee eine Landschaft zu nennen, ist kühn - aber zuweilen geschieht es. Eigentlich ist er ja eine Wasserschaft, und das Land ist drumherum: am Ufer.

Doch auch die eigentümliche Gestalt des Sees, dazu seine Eigenarten, haben schon zu vielen landschaftlichen Beschreibungen Anlaß gegeben.

"Der Bodensee ist ein trefflich groß Gewässer, den man möcht wohl des Teutschen Lands Meer heissen ob seiner Gröss halben", schrieb 1544 der Schweizer Theologe Sebastian Münster. "Er ist ringsumb mit vielen Stätten und Flecken wol erbauen und liegen auch zwo Insel darinn".

Der Dichter Karl Simrock meinte 1840: "Das Wasser des Bodensees ist tiefgrün. Nur mäßige Höhen umgeben ihn; aber um so besser bebaut durch den Fleiß ihrer Bewohner. Die gesegneten Gäue, welche ihn umschließen, sind wie ein großer Garten Gottes, in dem Obsthaine, Weingärten, Getreidefelder, Wiesen und Waldungen im üppigsten Gedeihen prangen. In der Ferne heben im Duft des Vorlands die Graubündener, Appenzeller und Vorarlberger Alpen ihre schneebedeckten Häupter. Unzählige Dörfer und Städte, Burgen und Schlösser, Klöster, Kirchen und Landsitze scheinen eine geschlossene Kette um den See zu ziehen, als sollten sie die Fassung des wasserreichen Edelsteins bilden."

An diesem Landschaftsbild hat sich bis heute nichts geändert. Auch nicht daran, was Sebastian Münster schon 1544 respektvoll vermerkte: "Diese Landtschafft ist sehr fruchtbar und hat ein großen Weinwuchs, besunder auff der germanischen Seyten."

Viele Orte am Bodensee wären es wert, das man sie beschreibt. Wir nehmen Meersburg - stellvertretend für die anderen schönen Städte am See. Aber man muss zugeben, dass Meersburg auch wirklich ganz bezaubernd ist. Die Unterstadt liegt am Wasser, die Oberstadt auf einem mächtigen Felsbrocken - 50 Meter höher.

Links und rechts der mittelalterlichen Steigstrasse, die zur Oberstadt führt, sind malerische Fachwerkhäuser aufgereiht. Und über dem Städtchen erhebt sich, finster und mittelalterlich, das alte Schloss: die Meersburg. Die stand schon im 7. Jahrhundert und ist die älteste merowingische Königsburg in Deutschland. Der mächtige Bergfried hat drei bis fünf Meter dicke Mauern.

Auch eine Märcheninsel muss man erwähnen - die Insel Mainau. Schon Grossherzog Friedrich I., der sie 1853 zu seiner Sommerresidenz machte, liess die ersten Zypressen aus Italien einpflanzen. Heute wohnt der schwedische Prinz Bernadotte im Schloss. Er hat aus der Insel einen weithin berühmten Blumengarten mit einer Million Narzissen, Hyazinthen und Tulpen gemacht, mit 200 verschiedenen Dahlienarten und mehr als 30 000 Rosenstöcken.

Selbst Palmen und Orangen wachsen hier. Das hat aber nichts mit dem zuweilen behaupteten tropischen Klima der Insel zu tun. So etwas gibt es gar nicht. Auch auf der Mainau ist man auf die Kunst der Gärtner angewiesen; die Palmen kommen den Winter über ins Gewächshaus.


© by PhiloPhax - Lauftext
Weitere Publikationen: Reiserat <> Schwarzwald.net <> Neckarkiesel