Das Reisethema

Reisethema – Franken I

Die freien Franken haben
längst ihre Privatschweiz

Wenn man den Franken sagt, sie seien die nördlichsten Bayern, dann hören sie das nicht so gern. Historisch betrachtet, waren die Franken immer ein Volk für sich.

Ihr Herzogtum reichte vom Rhein bis weit über den Main hinaus. Später gab es dann eine Teilung in Ost und West, wie das im Lauf der Geschichte ja öfter mal passiert, und wenn man heute von den Franken spricht, dann meint man in aller Regel die Ostfranken.

Natürlich sind sie heute Bayern, gewiss. Aber doch in erster Linie Franken. Vielleicht kommt der Stolz noch daher, dass der Begriff "Franken" einst soviel bedeutete wie "Freie"? In der Redewendung "frank und frei" blieb das erhalten.

Wie auch immer: Die Franken können sehr stolz auf ihre Landschaft und ihre kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten sein. Die Landschaft ist ungemein vielfältig. Es sei ein verkleinertes Abbild Deutschlands, meinen die Franken selbst. Und dicht beisammen steht vieles, was uns als sogenanntes deutsches Kulturgut wertvoll ist. Dagegen ist die Zahl der grossen Städte verhältnismässig gering. Das Sehenswerte findet weitgehend im Grünen statt; immerhin ist mehr als die Hälfte der Grundfläche Frankens in Naturparks eingeteilt. Insgesamt sind das neun Stück. Sogar die älteste aller eigens benannten deutschen Touristikrouten - und gleichzeitig die berühmteste - führt durch Franken, verbindet Geschichte und Kunst, Kultur und Natur unter einem einleuchtenden Begriff: Romantische Strasse.

Hier beschäftigen wir uns nur mit Frankens mittlerem Teil. Spessart, Rhön und Steigerwald (auch die gehören zu Franken) finden Sie an anderer Stelle, ebenso das Fichtelgebirge.

Dies hier ist nun das grosse Stück Landschaft mit dem Frankenwald und dem Oberen Maintal, der Fränkischen Schweiz und der Frankenalb. Am bekanntesten ist da wohl die Fränkische Schweiz. Von der meinte Jean Paul, hier "läuft der Weg von einem Paradies ins andere". Was die Schweiz im Grossen gebe, fände man dort im verkleinerten Maßstab - so meinten die Leute vor 15o Jahren. Und dadurch kam es zum Namen der " Fränkischen Schweiz". Das war sehr romantisch gesehen, aber zumindest die Vielfalt haben die beiden Schweizen gemeinsam. Auch im Fankenland, gibt es Felsen und Flüsse, Wiesen und Weiden, dazu Mühlen und altes Fachwerk. Und an jeder Ecke eine berühmte Stadt: Nürnberg, Bamberg, Bayreuth.

Schon die Geologie hat hier alles ein wenig zusammengedrängt. So entstanden tief eingeschnittene Täler, die sich zum Teil noch schluchtenartig verengen. Die Dörfchen im Tal wirken dann, als seien sie von der Oberkante der Hänge heruntergepurzelt. Ein ständiger Wechsel der Szenerie bietet hier gewaltiges Gefels und dort idyllische Winkel. Da ragt eine Burg auf, dort schweigt ein Stück schwarzer Wald; hier ist ein putziges Fachwerkstädtchen, dort eine finstere Höhle - es ist schon eigentümlich, wie viel landschaftliche Romantik hier auf engem Raum zusammengepackt ist.

Selbst Karl Zimmermann, ein im 19. Jahrhundert bekannter Dichter und Theatermann, der im Grund seines Herzens ein Satiriker war, geriet ins Lyrische, als er die Fränkische Schweiz besuchte: "Wer Deutschlands geheimste Reize geniessen will, der muss hierher reisen. Alles ist hier wie ein Zauberschrank."

Die Frankenalb, östlich von Nürnberg, schliesst sich an diesen Zauberschrank - auch sie ein respektables Möbel. Wie die Fränkische Schweiz ist sie ein Teil der bizarren Jura-Landschaft. Auch dort gibt es viel sehenswerte Natur, wenn auch nicht ganz so dicht gedrängt.


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