Das Reisethema

Reisethema – Weserbergland

Sanfte Berge, schöne Flüsse
und solide Mahlzeiten

Wird einer gefragt, was das Weserbergland geographisch oder gar politisch eigentlich sei, dann kommt er leicht in Verlegenheit. Denn so genau festgelegte Grenzen gibt es da nicht.

Am besten hält man sich genau an das, was das Wort "Weserbergland" meint: Das Berg- und Hügelland, durch das die Weser fliesst - und zwar von ihrem Ursprung in Münden bis etwa zur Porta Westfalica. Auf diese Weise ist das Weserbergland im Süden mit dem Hessischen Bergland verbunden. Und so könnte man sagen, dass es eigentlich nichts anderes ist als der letzte Versuch des deutschen Mittelgebirges, in die Norddeutsche Tiefebene vorzudringen.

In ihrem ersten Streckenabschnitt zwischen Münden und Minden, der so etwa 200 Kilometer lang ist, strömt die Weser durch eine wahre Märchenlandschaft aus Waldhängen und Wiesentälern, aus Fachwerkdörfern und alten Städten.

Wie weit dabei der Begriff "Bergland" berechtigt ist, bleibt umstritten. Denn die Berge entlang des Flusses sind keine 500 Meter hoch. Eine Ausnahme macht die Grosse Blösse - die erreicht 528 Meter.

Weil aber die Weser sich so fleissig in den Fels eingegraben hat, liegt ihr Talgrund verhältnismässig tief. So kommen zwischen Wasserspiegel und den Gipfeln doch ab und zu 350 Meter Höhenunterschied zustande, und das ist ja recht beachtlich.

Die zähe Mühe der Weser, sich einen Weg zu bahnen, hat faszinierende Tallandschaften geschaffen, die immer wieder unterschiedlichen Charakter haben. Diese Vielfalt ist das Charmanteste am Weserbergland. Ausserdem hat die Weser ja auch noch einige Nebenflüsse - Diemel und Nethe, Emmer und Exter - , die weitere Abwechslung ins Landschaftsbild bringen.

In all diesen Tälern wurden Wanderwege angelegt, die sich zu wunderschönen Touren ergänzen. Aber es gibt auch viele andere Möglichkeiten, die Gegend kennenzulernen. Eine, die viel nostalgischen Reiz hat, ist die Fahrt mit einer der Museumseisenbahnen, von denen manche Züge sogar ganz offiziell im Kursbuch der Deutschen Bahn stehen. Eine weitere Gelegenheit, sich öffentlicher Verkehrsmittel zu bedienen: Die fahrplanmässigen Personenschiffe, die auf der Weser und anderen Gewässern verkehren. Ausserdem gibt es natürlich auch die Möglichkeit, sich auf dem Wasser mit eigener Muskelkraft voranzubewegen: im Paddelboot.

Nun sollte aber keiner meinen, im Weserbergland gäbe es ausser Bergen und Gewässern (so schön sie sind) nichts weiter Kultivierteres zu sehen. Es gibt! Nach dem Ende des Mittelalters entstanden in dieser Gegend zahlreiche Schlösser, aber auch Konventsgebäude, Rat- und Bürgerhäuser - sehr oft im typischen Stil der Weser-Renaissance. Die entstand, indem man die landesüblichen Giebelformen bebehielt, aber Anleihen bei niederländischen und italienischen Vorbildern machte. Die Aussenfassaden aus Werksteinquadern sind reich gegliedert. Dazu kommen oft schöngeschmückte mehrstöckige Erker. Das schönste Beispiel dieser Architektur ist wohl das Rattenfängerhaus in Hameln.

Aber auch Münden ist eine bezaubernde Stadt mit über 400 Fachwerkbauten aus sechs Jahrhunderten. Besonders eindrucksvoll ist das Rathaus: ursprünglich gotisch, dann im frühen 17. Jahrhundert im Stil der Weser-Renaissance verändert. Das Eingangsportal ist überaus prunkvoll. Vor diesem Portal ist eine Bühne aufgebaut; man zeigt das Schauspiel vom Doktor Eisenbart. Der starb 1727 in Münden.

Er war ein erstklassiger Arzt mit modernen Heilmethoden - und gleichzeitig so raffiniert, dass er als marktschreierischer Quacksalber auftrat, um mehr Erfolg zu haben. Während der Sommermonate wird an jedem zweiten Sonntag vormittags vor dem Rathaus das "Spiel vom Doktor Eisenbart" aufgeführt.


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