Das Reisethema

Reisethema – Münsterland II

Pumpernickel und Altbier-Bowle

Gegen Ende des Dreissigjährigen Krieges wurde Münster zur neutralen Stadt erklärt, damit man dort (wie auch im nicht weit entfernten Osnabrück) verhandeln konnte.

Die Gespräche dauerten drei Jahre und brachten den Münsteranern so viele fremde Gesandte mit ihren Gefolgschaften, die monatelang hier wohnten, dass es innerhalb der Stadtmauern oft mehr Fremde als Münsteraner gab.

Es ist zu vermuten, dass die Leute von Münster am glücklichsten waren, als endlich der Friedensvertrag unterzeichnet wurde.

Glücklicherweise ist aus jener Zeit einiges erhalten geblieben. Den Saal, in dem verhandelt und dann der Friede unterzeichnet wurde, können Sie noch original sehen. Er liegt im Erdgeschoss des alten Rathauses am Prinzipalmarkt. An dem stehen noch etliche andere schöne alte Häuser mit Giebelfassaden und Laubengängen sowie die edle spätgotische Lambertikirche. Nicht weit davon sehen Sie den riesigen gotischen Dom mit seiner romanischen Vorhalle und der kunstvollen astronomischen Uhr aus dem 16. Jahrhundert, an der Sie ausser der Zeit noch allerlei ablesen können - wie die Sonne steht, ob der Mond zu- oder abnimmt und was im Sonnensystem sondt noch geschieht.

Münster hat allerdings nicht die einzigen baulichen Sehenswürdigkeiten im Münsterland. Da gibt es auch noch andere Beispiele. In Vreden, in der Stiftskirche, finden Sie mit der Krypta ein wertvolles Beispiel ottonischer Architektur. Hoch über Bad Bentheim thront ein mächtiges Felsenschloss, das Sie - Folterkammer eingeschlossen - besichtigen können. Und Rheine hat den Falkenhof, ein uraltes Bauwerk mit historisch eingerichteten Räumen, Kunst- und Waffensammlungen.

Gemen liegt zwischen Münster und Bocholt an der Aa. Dort finden Sie ein Wasserschloss aus dem 15. und 17.Jahrhundert. Ursprünglich war es eine Wasserburg. Auf zwei Inseln baute man im 13. Jahrhundert die Ober- und die Unterburg. Weitere zwei Inseln waren für die Wohnungen der Burgleute, der Handwerker und Bauern vorgesehen.

Hier herrschte das damals mächtigste Geschlecht des Münsterlandes. Es führte seine Herkunft direkt auf den Herzog Widukind zurück. Die sehr stark befestigte Burg wurde 1693 barock umgebaut und nun als Schloss benutzt. Die romantische Anlage hat nun eine passende Bestimmung: als Jugendburg des Bistums Münster.

Was isst man in dieser Gegend? Westfälischen Schinken, natürlich, Mett- und andere Würste, die hervorragend sind. Dazu kohlschwarzen Pumpernickel oder auch Grünkohl und Kraut, Gemüse und Kartoffeln.

Eine uralte Spezialität ist das Münsterländer "Töttken". Früher war das ein kompletter Kalbskopf, heute nimmt man Schulter oder Brust. Das Fleisch wird mit Zwiebeln, Lorbeerblättern und Nelken gegart.

Als Nachtisch? Ein Pudding aus Pumpernickel, Zucker, Eiern, Schokoloade und Rum - im Wasserbad gekocht und mit Weinsosse heiß serviert. Schonkost ist das nicht, aber darauf legt man im Münsterland auch nicht den allergrößten Wert.

Was trinkt man? Viel Bier, auch Altbier. Und zuweilen eine Altbier-Bowle: zerkleinertes Obst kommt, gezuckert, in ein Bierglas. Altbier drauf. Prost!


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